top of page

Unser Engagement

Brot für Butscha

„In und rund um Butscha sind wir wohl die einzige Bäckerei, die noch funktioniert“, glaubt Natalia Rozumovytch. „Um die Menschen hier zu versorgen, backen wir jeden Tag 300 Brote.“ Natalia hat den Beruf der Bäckerin nie gelernt. Vor dem Krieg arbeitete die junge Ukrainerin unter anderem als Masseurin im knapp 20 Kilometer entfernten Kiew. Heute gehört sie zu den Freiwilligen, die das gemeinnützige Projekt in der verwüsteten Kleinstadt am Laufen halten.

Eine rein vegetarische Bäckerei: Als Jaroslaw Burkiwski vor knapp zwei Jahren zusammen mit einem Freund die „Chatinka Pekarja“ eröffnete, war Butscha ein familienfreundlicher Vorort mit rund 50.000 Einwohnern. Heute steht der Name als Synonym für die Gräueltaten der russischen Militärs. Ende März hatten sie sich aus Butscha zurückgezogen. Danach bot sich den ukrainischen Truppen und Helfern in den Straßen ein Bild des Grauens: Leichen von hingerichteten und teils gefolterten Zivilisten, die im Dreck lagen.

Einige Hundert Menschen wurden in dem Städtchen ermordet, die ukrainische Justiz ermittelt wegen der Kriegsverbrechen. Jaroslaw erinnert sich noch gut an den 24. Februar, als die ersten russischen Soldaten die Stadt erreicht hatten. „Ich musste damals in Kiew bleiben. Bis zu diesem Tag hatten wir immer geöffnet“, sagt er. Der Krieg hat alles verändert: Aus seinem Unternehmen ist ein Projekt auf Freiwilligenbasis geworden.

Frische Backware für notleidende Menschen, denen der Krieg alles geraubt hat. Die Grundidee der „Chatinka“ ist, dass die Brote nichts kosten. Man kann sich aber mit einer kleinen Spende bedanken – das steht auch auf einem Schild an der Ladentheke. „Viele Kunden spenden, auch wenn es nur ganz wenig ist. Es gibt für uns keine größere Wertschätzung“, sagt Natalia begeistert.

Die junge Frau ist eine der Freiwilligen, die das vierköpfige Bäckerteam verstärken. Ihr Arbeitsalltag unter Kriegsbedingungen ist alles andere als einfach. So gab es anfangs kein Wasser. „Damit wir backen konnten, holten Helfer das Wasser in Plastikflaschen aus Kiew“, erinnert sich Jaroslaw.

Auch gab es lange keinen Strom und damit auch keine elektrische Beleuchtung. In der Backstube standen deswegen Laternen und Kerzen. Heute ist es etwas besser. Dennoch gehen immer wieder die Lichter aus, die Zutaten fehlen oder es kommt zu Problemen mit der Wasserversorgung, wie Jaroslaw berichtet. Er müsse deswegen die Arbeit seines Teams besonders sorgfältig planen, sagt der Bäckerei-Chef.

 

Dass der Ukrainer einen Holzofen nutzt, war ein Vorteil, als es in Butscha keinen Strom gab. Allerdings ist das Backen mit einem solchen Ofen durchaus ein schwieriger Prozess, der Erfahrung bedingt. Jaroslaw erzählt, dass die Nachfrage nach seinen Broten steigt, seit immer mehr geflohene Bewohner nach Butscha zurückkehren. Er will deshalb einen zweiten Kneter anstellen und auch ein zweiter Holzofen in Betrieb nehmen.

 

Neulich hat eine US-Hilfsorganisation der Bäckerei eine Teigknetmaschine besorgt. „Das war eine große Hilfe. Ohne die Maschine hätten wir den Teig mit den Händen bearbeiten müssen, das kostet viel Kraft“, erzählt Natalia. „Deswegen können wir jetzt 300 Brote backen, anstatt 200, wie noch vor ein paar Wochen.“ Die Bäckerei benötigt nun auch eine neue Getreidemühle, denn die alte funktioniert nicht mehr.

Um ihre Bäckerei am Laufen zu halten, helfen die Stadtbewohner kräftig mit. Fast alles, was sie zum Arbeiten benötigen – Mehl, Öl, Salz, Zucker, Nüsse, Trockenhefe und Sauerteig – stamme aus Spenden, freut sich Natalia. Die Menschen in Butscha und Umgebung würden auch Feuerholz, Verpackungen und nützliche Dinge wie Papierhandtücher und Hygienemittel bringen. Freiwillige unterstützen die „Chatinka“ auch, indem sie Brote abholen, um damit ein Krankenhaus oder die Menschen in den umliegenden Dörfern zu versorgen. Ein eigenes Auto, um die Brote selbst auszufahren, kann sich die Bäckerei nicht leisten.

Natalia ist froh um ihren Job. „Ich kann die Menschen hier unterstützen“, sagt sie. „Außerdem denke ich nicht mehr an all die schlechten Nachrichten, sondern ich lebe im Hier und Jetzt.“ Auch Jaroslaw fühlt ähnlich: „Wenn ich morgens aufstehe, gilt mein erster Gedanke der Arbeit, die heute zu erledigen ist. Meine größte Angst ist es, in diesem sinnlosen Krieg nichts tun zu können.“

Wir unterstützen das Projekt! Falls Sie die Bäckerei auch unterstützen möchten, finden Sie hier mehr Informationen:

BURKIVSKYI YAROSLAV,
20603, Ukraine, Region Cherkaska,
District Shpoloanskyi, City Shpola,
Street Nakhimova, Building 83

JSC CB Privatbank,
1D HRUSHEVSKOHO STR.,
KYIV, 01001, Ukraine
SWIFT CODE/BIC PBANUA2X
IBAN: UA93 3052 9900 0002 6208 77231 3994

bottom of page